Freitag, 20. August 2010

Zurück aus Ladakh in Taiwan

Ich bin wieder zu Hause. Der Rückflug war auch nicht ganz problemfrei, in Hongkong war der Flieger defekt und ich musste 3 Stunden auf Ersatz warten. Leider hat das meine geplante Überraschung auf ein "zufälliges" Treffen mit meiner Frau und meinen Jungs am Airport Taipei platzen lassen. Ich hatte nämlich meine Rückkehr so geplant, dass ich gleichzeitig mit ihnen - aus Frankfurt via Peking kommend -  am Gepäckband gestanden wäre...
Nun ja, es gibt Schlimmeres.

In den nächsten Tagen werde ich - neben einigen hundert aufgelaufenen emails -meine Fotos sichten und euch noch einige Berichte und Bilder nachreichen. Zum Beispiel vom Sadar Bazar in Delhi, wo ich mich am letzten Tag vor dem Abflug einige schweißtreibende Stunden herumgetrieben habe. Unglaublich, was da los ist.
Bis bald!

Dienstag, 17. August 2010

Dali, Gaudi, Nek Chand

Dali und Gaudi sind weltberühmt für ihre etwas ungewöhnliche Kunst. Nek Chand kannte ich bisher nicht. Klammheimlich fing der mittlerweile 85jährige 1965 an, bei seinem kleinen Häuschen aus Steinen, Keramikabfällen und Industriemüll einen Kunstgarten zu gestalten. Nach 8 Jahren wurde sein Werk entdeckt, das da bereits eine Fläche von 5 ha umfasste. Zum Glück war der Stadtrat von Chandigarh weitsichtig und legalisierte den Kunstgarten nicht nur, sondern gab dem mittlerweile pensionierten Straßenbauinspektor je Unterstützung. Heute ist der "Rock Garden" die einzige wirkliche Touristenattraktion in der Hauptstadt des Bundesstaates Punjab. Aus den von mir geplanten 30 Minuten wurde ein fast zweistündiger Spaziergang durch Kuriositäten, Formen und Farben.


Rückblick: Von Srinagar nach Delhi

Zurück im staubigen, heißen und lärmerfüllten Delhi sehne ich mich nach zwei Dingen: Natürlich nach meiner Familie, die ich übermorgen in Taipei wiedersehen werde. Aber auch nach der Ruhe, der sauberen Luft und den freundlichen Menschen in den Bergen.
Das erste kann ich nicht beschleunigen, aber zumindest die Erinnerung an zwei schöne Tage auf den Straßen in Kaschmir und Himachal Pradesh Richtung Delhi kann ich mit meinen Fotos zurück holen.

Nachdem ich ohne nennenswerte Probleme die schöne, aber unerfreuliche Region um Srinagar verlassen hatte, fuhr ich durch Wälder, Täler und Schluchten hindurch. Das sah so aus:
Wo ist den nur die Toilette?
Ein richtig uriges Bergdorf lud zu einer Pause ein. Ich hatte das Gefühl, dass dort noch niemals ein westlicher Tourist angehalten hat. Erst wurde ich sehr bestaunt, dann musste ich alle möglichen Leute fotografieren. Das auf der Kamera angezeigte Bild begeisterte alle. Haben die noch nie eine Digitalkanmera gesehen?

Etwas weiter entdeckte ich einen Tempel, der in Form und Farbe eher nach Südindien gepasst hätte. Wieder hatte ich das Geföhl, der erste Tourist zu sein, der hier anhält. Herzlich wurde ich zum Tee eigeladen und in das "Haus" des Sadhu (Heiliger) gebracht. Der stammt aus Tamil Nadu, womit die Frage des Tempelstils geklärt war.

Am späten Nachmittag erreichte ich den Mansar Lake. Das war ein Tipp von meinem Kiwi Freund aus Srinagar, in keiner Karte verzeichnet. Sehr schön! ich fand ein Zimmer mit Seeblick und dort wurden mir gleich die heiligen Fische (Karpfen?) gezeigt. So etwas habe ich noch nicht gesehen, schon als ich auf der kleinen Seebrücke erschien, mit rohem Brotteig in der Hand, sprangen die fetten Biester fast aus dem Wasser. Um meine leckeren Brocken zu bekommen, gab es keine Rücksicht mehr. Das sah dann so aus.
Fischsuppe
Ein paar 40-50 cm große Schildkröten frassen auch mit
Dieses Schild verstand ich nun gar nicht. Aber vielleicht hatten -wie ich-schon andere nachgefragt, ob die Fische nicht gebraten oder gekocht vorzüglich schmecken würden...

Noch so ein heilige Vieh, das man nicht braten kann
Der Abend war dann richtig schön mit in Teig frittiertem Gemüse und einer großen Flasche Mangosaft.


Ich habe diese Fahrzeuge Krokodile getauft. Wenn die Haube offen steht, sehen die sehr hungrig aus. Weiß jemand, was das für Fahrzeuge sind? Ich würde sagen, locker 50 Jahre alt, der Motor scheint ein Diesel zu sein. Zumindest qualmen und lärmen sie so. Hier im Punjab fahren davon noch jede Menge rum und transportieren, was so anfällt.
Von vorne...
...und von hinten.

Zum Abschluss noch ein paar Impressionen auf und neben der Straße. Fangen wir mal mit der "Touristenführerin" an: Bitte folgen sie immer der Dame mit dem Schirm!

Mein nächster Bericht handelt dann von einem Typen in Chandigarh, der jahrelang unentdeckt einen ziemlich skurilen Steingarten schuf. Als man es bemerkte, hatte er bereits etwa 5ha mit Steinen und Industriemüll gestaltet. Zum Glück erkannte man dieses Genie und stellte ihm 50 Arbeiter und mehr Fläche zur Verfügung. Heute Abend mehr davon.

Sonntag, 15. August 2010

Auf dem Weg zurueck

Heute gibts keine Bilder, tut mir leid. Nicht, dass ich keine haette. Aber zum Einen ist diese Internetbude sehr langsam und zu machen sie auch gleich. Ich bin in Chandigar, das ist die (neue) Hauptstadt von Punjab. Die alte war Lahore, die seit 1946 zu Pakistan gehoert.

Eigentlich wollte ich noch gar nicht hier sein, doch mein fuer gestern geplanter Trip per Seilbahn auf 5000 Meter Hoehe fiel leider aus. Zwar war ich rechtzeitig gestartet, doch in Srinagar war mal wieder Ausgangssperre, nachdem am letzten Freitag wieder Rambazamba war. In einem Dorf ausserhalb gab es leider auch wieder Tote bei den Unruhen. Um nach Gulmarg - dass ist der Skiort im Winter - zu kommen, haette ich durch die ganze Stadt fahren muessen. Zwar hatten mich einige der Sicherheitskraefte schon durchgewunken, doch dann geriet ich an einen Hardliner. Schon beim Hinfahren machte er Umdrehzeichen. Ich stoppte, erklaerte wo ich hinwollte, doch dann schlug der Vogel mit seinem Holzknueppel auf den Ruecksitz hinter mir. Ich riet ihm, sich zu beherrschen, doch drehte vorsichtshalber um. Im Hausboot packte ich entnervt meine Klamotten und machte, dass ich Srinagar in Richtung Delhi verliess. Schade eigentlich.

Irgendwie ist die Situation dort ziemlich kompliziert, ich versuche mal, in Kuerze ein wenig zu erklaeren. Da gibt es eine regionale (muslimische) Partei in Kaschmir, die fuer komplette Unabhaengigkeit von Indien eintritt. Nicht fuer einen Anschluss ans muslimische Pakistan, wie viele meinen. Die vergessen dabei nur, dass zum einen Indien da nie mitmacht und selbst wenn , dann waere Pakistan ruckzuck dabei, sich das seit der Unabhaengigkeit 1946 heissbegehrte Kaschmir einzuverleiben. Ohne indischen Schutz waere das fuer die Pakistanis dann ganz einfach. Und diese Politiker sagen nun der Bevoelkerung, dass sie streiken sollen, alle. Seit mehr als 2 Monaten nun bestreiken sich die Kaschmiris sozusagen selbst, denn die einzigen Leidtragenden sind sie selbst. Die indische Armee oder Polizei juckt das nicht, die sind Selbstversorger. Aber die Kinder koennen nicht zur Schule, nichts geht. Natuerlich bleiben auch die Touristen weg, in den 1990ern war Kaschmir eine bluehende Touristendestination.

Und dann sind da die Steinewerfer. Meist Jugendliche, die von den "Politikern" und Mullahs nicht ernsthaft gestoppt werden. Wenn es der Armee dann zu viel wird laufend mit Steinen beworfen zu werden, schiessen sie gelegentlich nicht mit Gummigeschossen, sondern scharf zurueck. Wie soll dieser idiotische Kreislauf enden? Ich habe Hamid, dem Besitzer des Hausbootes, die deutsche Situation von 1989 erklaert. Friedlich wurde das Ziel, die deutsche Einheit, nach wenigen Monaten erreicht. Statt die Soldaten zu bewerfen, hat man ihnen Blumen in die Gewehrlaeufe gesteckt. Man machte "Schwerter zu Pflugscharen". Aber die Muslims ticken da anders, wenn die Religion mitspielt, setzt vielleicht das logische Denken aus.

Ich bin auf jeden Fall nach einem deutlichen Umweg heil aus der Region herausgekommen. Nach einem ersten Nachtstopp an einem kleinen See in den Bergen bin ich jetzt in Chandigar. Diese Stadt wurde von dem beruehmten Schweizer-Franzosen Architekt Cobusier in den 50er Jahren geplant und gebaut. Sie ist so gar nicht indisch. Morgen werde ich ein wenig herumstreifen und dann vermutlich aus Delhi berichten. Morgen Abend werde ich dort ankommen. Gestern habe ich 250 Kilometer  und heute fast 400 Kilometer geschafft. Bleiben noch etwa 250, aber die werden es in sich haben. Die total verrrueckten Auto- und Truckfahrer nehmen schon wieder deutlich zu.

Freitag, 13. August 2010

007 in Srinagar

Fortsetzung von gestern
...an meinem Motorrad sei das Hinterrrad ohne Luft.
Na toll, Nummer 7. Aber, wie das Glueck einem so mitspielt, hatten die Einwohner Srinagars beschlossen, nach 2 Monaten Generalstreik an diesem Tag die Laeden mal wieder zu oeffnen. Alles mir zuliebe. Und weil es der erste Tag vom Ramadan ist. Ken, ein freundlicher Expolizist aus Neuseeland, Langzeitbewohner vom New Buckingham Palace, fuhr mich dann auf seinem Motorrad durch die Stadt, um endlich einen neuen Reifen zu kaufen. Nach nur 3 Stunden und Nachfrage in bestimmt 30 Laeden hatten wir dann tatsaechlich einen gefunden. Das Aufziehen war dann das kleinere Problem.

Jetzt will ich euch erstmal den "New Buckingham Palace" vorstellen. Es gibt hier in Srinagar locker 1000 Hausboote am See, in allen Qualitaetsklassen. Mein Boot hat drei Gastraeume und einen Salon fuer alle. Zunaechst mal eine Aussenansicht, eher schlicht.


Von der Seeseite
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Von der Landseite

Mein Zimmer, nicht aufgeraeumt

Die leerstehende Suite

Der gemeinsame Salon, wo auch gegessen wird
Laesst sich aushalten, nicht wahr?

So schoen Srinagar auch ist, es ist sehr bedrueckend fuers Gemuet hier. An jeder Ecke stehen schwer bewaffnete Soldaten und Polizei, gepanzerte Fahrzeuge und alle werden misstrauisch gemusstert. Mich nicht so sehr, ein Auslaender wird gleich als ein solcher erkannt. Ich habe mich dann mit dem frischen Reifen in die sonst nahezu unzugaengliche Altstadt aufgemacht, um die beruehmte uralte aus Holz gebaute Jamia Moschee zu besichtigen. Alle Strassensperren waren weg und es herrschte ein lebhafter Verkehr. In diese Moschee sollen mehrere 100.000 Menschen reinpassen, am letzten Freitag vom Ramadan gehen dort bis zu 500.000 Leute hin!


Ein wenig komisch geschaut haben die schon, ich war auch der einzige Tourist dort. Aber freundlich waren alle und keiner hat mit Steinen nach mir geworfen. Im angrenzenden Bazaar gings dann lebhaft zu.

Ein Brautmodenladen, daneben gab es feine Gewuerze. ich habe natuerlich eingekauft, die Beutel wurden dann mit hocmoderner Technik verschweisst.

Gold und Silber lieb ich sehr...

Rechts wird paniertes Gemuese frittiert, schmeckt lecker.

Am naechsten Morgen, also heute, wurde ich schon wieder durch ein starkes Klopfen geweckt. Um 4 Uhr morgens. Dieses mal allerdings war ich drauf vorbereitet, denn vorm Hausboot wartete ein Shikara auf mich (das ist so ein Ruderboot). Das sollte mich zu den schwimmenden Maerkten bringen. Im Morgengrauen kamen wir dort an. Im Gegensatz zu den langweiligen schwimmenden Maerkten von Bangkok, wo mehr Touristen- als Haendlerboote unterwegs sind, ging es hier sehr lebhaft zu. Mit mir gab es nur zwei Touristenboote, dafuer locker 100 Haendler- oder Einkaeuferboote. Es wurde fleissig gefeilscht.

Morgen ist mein letzter Tag in Srinagar, bevor ich am Sonntag nach Delhi aufbreche. 900 Kilometer sind es noch dorthin. Zunaechst aber mache ich einen Ausflug nach Golmarg, etwa 60 Kilometer von hier. Dort gibt es eine Gondelbahn bis auf 5000 Meter hinauf. (Hallo ihr Schweizer Freunde, macht das erstmal nach!) Im Winter kann man dort angeblich hervorragend Ski fahren. Abfahrten von 5000 auf 2500 Meter hinunter! Jetzt im Sommer kann man wohl schoen spazieren gehen und bei klarer Sicht bis zum beruehmten K2 mit ueber 8000 Meter schauen.
Mehr davon dann morgen.